Das Steinhuder Meer, das ist viel Wasser auf dem platten Land mitten in Niedersachsen. Für uns Nordhessen ist es leicht zu erreichen, weshalb es sich auch für einen Wochenend-Aufenthalt anbietet. Wir waren im Winter dort, ließen uns den Wind um die Ohren pusten und genossen hinterher umso mehr den Aufenthalt in wohlig warmen Gaststuben oder Cafés.

(Unsere Empfehlungen müssen wir als Werbung kennzeichnen, was wir hiermit tun, auch wenn wir alles aus eigener Tasche bezahlt haben.)

Ankunft am Steinhuder Meer an einem grauen Novembertag

Im Appartmenthaus Nani war bei unserer Ankunft zwar keine Rezeption mehr besetzt, aber ein Umschlag mit Schlüsselkarte und Informationen zu Auffinden des Zimmers lag im Tresor bereit. Die Nummer zum Öffnen wurde mir zuvor per Mail mitgeteilt. Der erste Gang am späten Nachmittag führte uns natürlich gleich ans Wasser. Jetzt im November wirkte zwar alles trist und trüb, aber irgendwie hat das auch was ganz Besonderes. Der Wind wehte uns tüchtig um die Köpfe und die Kälte zog durch die Jacke bis auf die Haut. Es verleiht einem so ein „reinigendes Gefühl“, als ob er die Sorgen und Probleme mitnimmt. Ich finde, es wirkt irgendwie befreiend.

Steinhuder Meer

Keine Sorge, das Wasser kann nicht weglaufen, auch wenn es so aussieht. Das Steinhuder Meer ist ein Binnensee.

Erster Erkundungsgang durch Steinhude

Danach zogen wir durch das kleine aber feine Städtchen Steinhude, um die besten Gaststätten für den Abend auszukundschaften. Die Fischräuchereien waren gerade dabei, ihre Verkaufsstände zu schließen, dazu setzte auch noch Regen ein. Es war nicht allzu viel los im Ort, doch das reichliche Angebot an Meeresfischen und dazu der Räuchergeruch, welcher sich mit der Seeluft mischte, vermittelte uns schnell das Gefühl, wirklich am Meer zu sein. Wir entschieden uns für das Restaurant »Alter Winkel«. Eine urige Stube empfing uns, und wir genossen ihre Wärme nach der Kälte draußen. Die Bedienung war sehr aufmerksam, und die gebratene Scholle schmeckte uns prima.

Aktualisierung: Leider ist das Restaurant seit Juni 2020 geschlossen. Der „Alte Winkel“ ist jetzt umfunktioniert in ein Hotel und unbenannt in „Kranenborgh“. Die gute Nachricht: Bei schönen Wetter lohnt der Besuch des wunderschönen Biergartens mit Blick auf das Steinhuder Meer.

Steinhude

Gemütlich ist es im Winkel, noch mehr, wenn es draußen stürmt und regnet

Natur und Kunst geben sich am Steinhuder Meer ein Stelldichein

Der Wind peitschte heute wesentlich kräftiger über das Meer. Sturmtief Irma war im Anzug. Doch nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung, starteten wir unsere große Besichtigungsrunde. Zuerst zog es uns auf die Badeinsel. Sie wurde künstlich angelegt mit Sandstrand, Liegewiesen sowie zwei Spielplätzen und ist zweifellos ein Paradies für Familien mit Kindern.

Uferpromenade am Steinhuder Meer

Sturmtief Irma ist im Anmarsch

Wir liefen über die Promenade. Der Blick schweifte über das Wasser, blieb an der Insel Wilhelmsstein, einem beliebten Ausflugsziel, hängen und erreichte das gegenüberliegende Ufer. Da stellte sich mir die Frage, warum heißt das Steinhuder Meer eigentlich Meer? Wäre die Bezeichnung See nicht viel treffender? Ich erfuhr, dass das mit dem nord- oder plattdeutschen Sprachgebrauch zusammenhängt. Da wird das offene Meer als See bezeichnet (Nordsee) und ein Binnengewässer ist demzufolge ein Meer. Alles klar?

Auf dem Weg hielten Kunstwerke immer wieder meinen Blick fest. Die Formen von Wolken und Wasser sind auf schimmerndes Metall übertragen. Für mich verkörperten sie die silbernen Reflexe der Wellen, gepaart mit dem goldenen Schein der Sonne. Die Natur spielte mit den glatten Oberflächen, unterwarf sie einem ewigen Wandel, gab ihnen ständig ein neues Aussehen.

Steinhuder Meer

Schon winzige Sonnenstrahlen lassen das Metall aufblitzen

Steinhuder Meer

Wellen und Segel, grau schimmern die Wellen mit silbrigen Reflexen

Entlang des Ufers wanderten wir weiter auf dem Moorwiesenweg bis zum Hagenburger Kanal. Es ist ein Rundweg und so landeten wir am Ende wieder mitten im Ort.

Bezauberndes Steinhude direkt am Meer

Zurück in Steinhude kehrten wir in „Jakobs Café“ ein, welches mit dem bekannten Jacobskaffee allerdings nichts zu tun hat. Meine Partnerin Elvira war entzückt von der maritimen Ausstattung und nahm sofort jedes Detail genauestens in Augenschein. Inzwischen begann der Inhaber, Andreas Jakob, seinen hauseigenen Kaffee zu rösten. Wir setzten uns an den Tisch direkt neben die Röstmaschine und bombardierten den Chef mit Fragen, welcher dieser bereitwillig und fachkundig beantwortete. Die Hoffnung auf den Duft frischer Röstaromen mussten wir allerdings schnell begraben, denn eine Abluftvorrichtung sorgte für saubere Luft.

Der Chef erzählt Wissenswertes über den Kaffee

Die kleine Speisekarte verleitete uns dazu zwei Suppen zu verzehren, die sehr hübsch angerichtet im Weckglas serviert wurden und fantastisch schmeckten. Natürlich probierten wir auch den Kaffee, frisch gebrüht versteht sich. Und weil Meerluft hungrig macht, vertilgten wir jeder noch ein großes Stück Torte. Lecker. Am Schluss fanden gleich mehrere Kaffeesorten den Weg in unseren Rucksack, weil wir uns nicht entscheiden konnten zwischen Fischerkaffee, der Käptn’s Mischung, Smutjes Geheimrezept oder Steinhuder Kaffee.

Jakobs Cafe

Anschließend besichtigten wir das Fischer- und Webermuseum. Hier findet sich noch sehr viel Ursprüngliches aus vergangenen Zeiten. Besonders stolz ist man dort auf das ausgestellte „Gewebte Hemd ohne Naht“. Für mich war auch die Spielzeugausstellung in einem rückwärtigen Gebäude sehr interessant. Ich war erstaunt, mit wie vielen Dingen davon ich selbst als Kind gespielt hatte. Bei der Betrachtung von Blechauto & Co. wurde ich in meine eigene Kindheit zurück katapultiert.

Webermuseum Steinhuder Meer

Die Aussteuer, wie sie früher von jeder Braut zur Hochzeit ins zukünftige Heim mitgebracht wurde

Das Scheunenviertel, hinten die Weinscheune

Für den Abend reservierten wir Plätze in der Weinscheune im Scheunenviertel. Die 13 alten Gebäude wurden zur Expo 2000 wieder aufgebaut und beherbergen nun unter anderem die Tourist-Info, das Naturparkzentrum, eine Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen, Gastronomie und diverse Geschäfte von Kleidung bis Klimbim. Auf dem Mittelplatz finden regelmäßig zahlreiche Veranstaltungen statt. Weitere Attraktion ist das Schmetterlingshaus, ein Anziehungspunkt für Jung und Alt.

Die Bewirtung in der Weinscheune war hervorragend, und obwohl die Chefin krankheitsbedingt die Bedienung alleine übernehmen musste, lief alles wie am Schnürchen. Selbst für ein paar nette Worte nahm sie sich die Zeit. Sollten wir mal wieder nach Steinhude kommen, dann kehren wir mit Sicherheit wieder hier ein. Ein guter Wein beendete einen wunderbaren Herbsttag, in dessen Nacht der Sturm Irma für einige Verwüstung und Chaos bei der Bahn sorgte.

Natürlich verführten uns die zahlreichen Räuchereien, noch die ein oder andere Zwischenmahlzeit einzuschieben. Wer kann denn schon dem Duft von frisch geräuchertem Aal, der örtlichen Spezialität, widerstehen.

Nicht weil wir hungrig waren, wir aßen sozusagen ständig, sondern weil ein Essen in einem Fischrestaurant unbedingt zu einer Reise ans Meer dazu gehört, kehrten wir in Schweers-Harms-Fischerhus ein. In einer der zahlreichen urgemütlichen Nischen des Traditionshauses beschlossen wir unser „langes“ Wochenende mit gebratenen Zander und Backfisch, serviert von einer flinken, sehr netten Bedienung.

Steinhuder Meer Räucheraal

Die Spezialität im Fischerhus ist Aal in allen Variationen.

Unser Fazit

Es war ein rundum gelungenes, sehr lohnenswertes Wochenende. Das Steinhuder Meer mit seinem Ort gleichen Namens bietet das Richtige für jeden Geschmack und ist daher nicht umsonst so beliebt als Ausflugsziel für Besucher aus nah und fern.

Mehr aktuelle Informationen über den Ort findest du hier und falls du mehr über das Steinhuder Meer wissen willst, dann klick hier.

Steinhude und Steinhuder Meer

Steinhuder Meer, wo sich Wind, Wellen und Genuss treffen