Der R4 Radweg von Hofgeismar zum Wasserschloss Wülmersen, ist meine Lieblingsstrecke. Natürlich auch, weil ich noch ohne Hilfsmotor radele und die Strecke praktisch keine Steigungen aufweist. Unterwegs gibt es viele interessante Dinge zu entdecken…
Achtung! Artikel ist keine bezahlte Werbung, sondern nur meine eigene Meinung!!
Am Schöneberg
Wir starten in Hofgeismar beim Bad am Park, biegen in den R4 Radweg ein und fahren auf den Schöneberg zu. An der schmalen Asphaltstraße stehen einige Apfelbäume. Sie tragen in diesem Jahr besonders reichlich Früchte, aber wir wissen, es wird sich wieder kaum jemand dafür interessieren. Der größte Teil wird herabfallen und verfaulen, der Kreislauf der Natur. Wir bevorzugen heutzutage das makellose Obst in den Supermarktregalen. Viel Geschmack ist da oft nicht drin, aber auf jeden Fall ist es weitgereist.
Den Schöneberg umfahren wir an der Südseite. Der Raps ist bereits geerntet, der Weizen steht noch, es ist sein letzter Tag auf dem Halm. Trotz der langen Trockenheit ist der Mais so hoch, dass auch ein Dirk Nowitzki nicht mehr darüber hinwegsehen könnte. Hier finden sich eher wenig Maisfelder, in anderen Gebieten steht er massenhaft, wird zur Energiegewinnung genutzt. Vielen ist das ein Dorn im Auge, aber welche Alternativen haben wir? Von der Kohle wollen wir weg, Windräder verunstalten die Landschaft, Wasserkraft nur begrenzt möglich. Ich finde das Grün auf den Feldern immer noch besser, als unsichtbare Radioaktivität und niemand möchte den nächsten Winter dauerhaft bei flackerndem Kerzenschein im dunklen Zimmer sitzen.
Hümme, ein schönes Örtchen
Hinter dem Sportplatz von Hümme fahren wir links entlang der Straße und biegen vor der Brücke rechts auf einen unbefestigten Weg ein. Hümme ist ein Dorf, in dem die Mischung aus alt und modern sehr gut gelungen ist. Hier gibt es viele Köpfe und vor allem auch Hände, die aktiv an der Gestaltung arbeiten. Vom Weg aus entdecken wir die kleinen idyllischen Einblicke in Gartenbereiche, die mich an Ehm Welks »Die Heiden von Kummerow« erinnern. Da wurden Gartenfelder noch genutzt.
Stammen und Trendelburg
Schnurgerade verläuft der nächste Streckenabschnitt bis nach Stammen.
Dort schauen wir kurz, was beim Kanuverleih und am Strohhotel so los ist. Ein Kleinbus mit Wasserwanderern fährt gerade ab zum Startpunkt. Im Schlepptau einen Hänger mit 6 Kanus. Die Diemel fließt ruhig und friedlich dahin, wir folgen ihr zunächst bis Trendelburg.
Am Wehr wird sie geteilt, Kanuten müssen ihre Boote hier ein Stück über Land tragen. Ein Teil des Wassers läuft an der alten Mühle vorbei, dient auch heute noch mit moderner Turbine der Stromgewinnung.
Im Mühlencafé gibt es an Sommerwochenenden und Feiertagen leckeren Kuchen vom Heimatverein, dazu einen Kaffee. Eine kleine Ausstellung ist auch zu sehen.
Der Hauptstrom der Diemel fließt entlang eines beliebten Campingplatzes unterhalb der Trendelburg. Markantes Wahrzeichen der Stadt, ist der Burgturm. War in ihm einst Rapunzel eingesperrt? Bestimmt, wir befinden uns ja schließlich an der Märchenstraße. An der Brücke der Bundesstraße fahren wir an der anderen Flussseite links ab, vorbei am Baustoffhandel, dann wieder links und hinter der Feuerwehr biegt der R4 in den Wald ein.
Durch den Tunnel der Karlsbahn
Der Radweg verläuft nun zu weiten Teilen auf der ehemaligen Trasse der Karlsbahn, deren wechselvolle Geschichte einen eigenen Artikel füllen könnte.
Saniert wurde Tunnel am Kesselberg, kann im Sommerhalbjahr von Wanderern und Radfahrern genutzt werden und in der kalten Jahreszeit den Fledermäusen als Winterquartier. Von hier aus sind es nur noch 1,5 km bis zum Wasserschloss Wülmersen.
Wasserschloss Wülmersen
Das Café »Mehlschwalbe« ist gut besucht. Irgendwo ist hier immer was los. Auch die Unterkünfte für Jugendgruppen sind sehr beliebt. In der rekonstruierten Ruine finden im Sommer regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt. Die Plätze sind oft rar und rechtzeitiges Bestellen der Karten ist dringend zu empfehlen.
Über dem Café befindet sich ein Museum, mit jährlich wechselnden Ausstellungen. In diesem Jahr geht es um Migration, bewegende Schicksale werden erzählt.
Straußenfarm und Forellenteiche
Das Thermometer zeigt über 30°C an, die 10 km bis Bad Karlshafen fahren wir heute nicht mehr. Selbst die Strauße auf der Farm von Uwe Schrage liegen erschöpft auf der Wiese, manche wollen nicht mal mehr den Kopf oben behalten.
Wir besuchen den Hofladen, kommen mit dem Inhaber ins Gespräch. Er erzählt uns von seinen Anfängen, den Schwierigkeiten bei der Stallpflicht wegen der Vogelgrippe. Wir erfahren auch, dass die in Afrika lebenden Tiere mit der Kälte besser klarkommen, als mit der Hitze und es gibt in Deutschland wirklich ca. 500 Halter der Riesenvögel. Wir kaufen zwei Straußensteaks, zahlen gerne mehr für das Fleisch, denn artgerechte Haltung hat nun mal ihren Preis,
Nur hundert Meter neben Schrages Hof befindet sich der Fischzuchtbetrieb der Familie Dworak. Für das Abendessen decken wir uns hier noch mit Räucherfisch aus dem Sortiment ein. Dann treten wir wieder in die Pedale und genießen noch einmal die zwanzig Kilometer auf dem Heimweg.
Die Tour gehört seit Jahren zu unserm Jahresprogramm und immer wieder lässt sich Neues dabei entdecken. Wohl jeder Radfahrer in Hofgeismar dürfte die Strecke kennen. Den zahlreichen Touristen, die es in unsere schöne Gegend verschlägt, möchte ich sie unbedingt ans Herz legen.
Es lohnt sich!
Stimme zu. Wenn nur der Radweg als Zufahrt zur Tunnelpforte Süd geöffnet würde..
Früher fuhr mehrmals die Dampflock rauchend und pfeifend durch den Tunnel und es gab auch schon Schwalben darin.