Zugegeben, als der Gedanke Winterurlaub auf Teneriffa von Thomas in den Raum gestellt wurde, hielt sich meine Begeisterung mehr als in Grenzen. Notgedrungen sah ich mir die bunten Bildchen in dem von ihm schon herbeigeschafften Katalog an. Touristenhochburg, völlig überlaufen, zugebaut, total hässlich waren noch meine besten Gedanken. Geäußert habe ich sie nicht, schließlich kam ich gerade von einer 8-wöchigen Pilgerwanderung nach Santiago de Compostela zurück, da war es das Mindeste, dass er nun seine Urlaubswünsche erfüllt bekam. 

Nun gut, also Teneriffa im Januar 2022

Sein Zugeständnis am mich: Ich durfte das Hotel auswählen. Das Kleinste auf der letzten Seite des Katalogs hatte es mir sofort angetan: Mar de Luz in Los Silos, einem Dorf im Nordwesten der Insel, weit weg von den Touristenströmen. „Wenn wir dieses Hotel nehmen, fliege ich mit,“ verkündete ich. Thomas befürchtete, dass ich einen Rückzieher machen würde und buchte gleich am nächsten Morgen die Reise.  

Der Flieger landet 

„Da, sieh Dir das an. Ein Hotelkomplex am nächsten, alles staubig und trocken, dazwischen Plastikplanen-Gewächshäuser,“ meckere ich beim Anflug und nur der Anblick des erhabenen „El Teide“ mit Schneehäubchen schenkt mir die Hoffnung, dass nicht alles so karg, trocken und braun ist. Es folgen die Einreise- und Impf-Formalitäten, denn Reisen sind immer noch eingeschränkt durch das Coronavirus.

Wer will schon in den Nordwesten von Teneriffa? 

Allein sitzen wir im Shuttlebus. Nach Sonnenschein empfängt uns am Pass bei Erjos in 1.136 m Höhe Nebel, Sprühregen und grün bewachsene Berge. Es ist eine kurvenreiche Fahrt nach Los Silos mit Blick in schwindelerregende Abgründe. 90 Minuten später sinke ich schweißgebadet und total verspannt in einen Sessel an der Rezeption. Geschafft. Alonso an der Rezeption schaut mich prüfend über seinen Brillenrand hinweg an, kredenzt schnell ein Glas Sekt, checkt noch einmal unsere Impfpässe, führt ein kurzes Gespräch mit Thomas und kräuselt sorgenvoll die Stirn.

Wir wollen Bus fahren

„Sie haben also keinen Mietwagen?“ fragt Alonso und atmet tief durch.  

„Nein, wir fahren mit dem Bus. Das ist umweltfreundlicher.“

Seine Augenbrauen ziehen sich nach oben: „Hm, das dauert dann sehr lange bis Sie am Start Ihrer Wanderung sind und hier wird es früh dunkel.“

„Naja“, lassen wir uns nicht entmutigen, „wenn es nicht funktioniert, dann können wir immer noch für ein paar Tage ein Auto mieten.“

„Oh, oh, ob das klappt. Hier ist jetzt Winter und da sind Mietwagen Mangelware“, sagt’s und schüttelt voller Bedenken sein Haupt. 

Wir beenden das Gespräch an dieser Stelle. Kommt Zeit, kommt alles, was wir brauchen. Ich vertraue da besser dem Universum als Herrn Alonso.

Der 1. Eindruck

Begeistert schreie ich herum beim Einzug in unser Appartement. Welch ein Ausblick: vorne leuchtet blau das Meer, hinten schimmern grün bewachsene Berge. Ist das schön hier, daran kann auch die Bausünde in Form eines einzelnen Hochhauses nichts ändern. 

Teneriffa, Luz de Mar mit Blick aufs Meer

Luz de Mar, Blick von unserem Balkon

Los Silos, Hotel Luz de Mar

von unserer Terrasse blicken wir auf Bananenplantagen und grüne Berge

Nun aber los zur Erkundungstour. Wir starten in der kleinen Bar 100 m weiter mit dem Willkommensbier. Danach will ich sofort ans Meer. Wow. Der Wind peitscht die Wellen in die Felsbuchten, wo sie mit ohrenbetäubenden Krachen an den Steinen zerschellen. Ein tolles Schauspiel zum Auftakt. Das Skelett eines Seiswals betrachtet seinen ehemals wilden Lebensraum von der Promenade aus. Durch von Wolfsmilchpflanzen und Kakteen bewachsene Hügel laufen wir in den Ort zurück. An der DISG-Tankstelle kaufen wir Busfahrkarten, in der Bar daneben genießen wir Kaffee und sehr leckeren Kuchen und holen im Mini-Supermarkt ein paar dringend notwendige Sachen (Snacks und Wein). Während des Abendessens fahren draußen die „Heiligen Drei Könige“ auf Autos sitzend mit lautem Getöse durch die Straßen.  

Gar nicht so übel dieses Teneriffa ist mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen.    

Hotel Luz de Mar, das Licht des Meeres

(von Thomas)

Das Hotel ist unbestritten die Nummer 1 im kleinen Ort.  Hinweisschilder weisen den Weg von der Hauptstraße zur Küste hinab. 

Der Blick von der Straße her fällt auf das Hauptgebäude, in dem sich die zentralen Räume befinden. Dazu zählen Rezeption, Restaurant, Bar, Kaminzimmer, Sauna und Massageräume. Daneben ist ein kleines Parkhaus integriert. 

Die Unterkünfte erreicht man über Stufen im darüber liegenden Hangbereich. 5 – 7 zweistöckige bunte Bungalows stehen nebeneinander, die obere Etage mit Balkon, das Erdgeschoss mit Terrasse. Eine gepflegte Gartenanlage mit artenreicher Pflanzenvielfalt erzeugt eine angenehme Atmosphäre. Eine große Poolanlage (solarbeheizt) schimmert leuchtend Blau in der Sonne. 

Die Zimmer bieten alles, was man braucht. Dazu zählen sogar eine Küchenzeile mit Mikrowelle, Kühlschrank und Wasserkocher. Die Fußbodenheizung im Bad ist sehr angenehm und hilfreich beim Trocknen nasser Sachen.

Das Hotel ist als Ausgangspunkt für Wanderungen ideal gelegen. Ein Mietwagen kann von Vorteil sein. Wer die zwanzig Minuten bergauf zur Haltestelle nicht scheut, ist aber auch mit den hervorragenden öffentlichen Busverbindungen bestens bedient. Wer mehr Sport sucht, findet direkt im Hotel weitere Möglichkeiten. Ein Tennisplatz befindet sich gegenüber der Straße, ein Fitnessraum neben dem Pool und oberhalb der tropischen Obstbäume kann man beim Boule entspannen. Golfbegeisterte fahren zwei Orte weiter. Bei Buenavista finden sie einen landschaftlich sehr schön gelegenen Golfplatz.

Die Begrüßungszeremonie findet an der Rezeption statt. Wer allerdings hier die Hotelleitung erwartet, wird vergeblich warten. In drei Wochen kein „Willkommen“, „Wie geht`s?“ oder „Alles in Ordnung?“. Nicht einmal als wir nach drei Wochen beim Abschied die Koffer an der Chefin vorbeischoben, brachte diese ein „Gute Heimreise!“ heraus. Für ein Hotel mit einer Gästezahl im zweistelligen Bereich erwartet man gerne auch eine etwas familiärere Atmosphäre.

Dafür ist das Personal sehr auf Zack und in der Lage diese Lücke nahtlos zu schließen. Zimmermädchen, Kellner, Gärtner und Hausmeister machen eine hervorragende Arbeit. Alle sind fröhlich, nett, sehr aufmerksam und kompetent. Letztlich zählt das mehr und bleibt beim Gast in Erinnerung.

Wie übrigens auch das Essen. Wir haben uns für Halbpension entschieden.  Ein abwechslungsreiches Frühstück gibt es vom Buffet. Man kann sowohl drinnen als auch auf der überdachten Terrasse Platz nehmen. Lunchpakete für den nächsten Tag kann man am Abend vorher anmelden.  

Abendessen gibt es als Menü. Schon am Morgen wählt man zwischen Fleisch, Fisch und vegetarischer Kost. Bei den Tapas schummelt sich allerdings manchmal eine Scheibe Schinken oder ein Stückchen „Pollo“ dazwischen.  Auf jeden Fall schmeckt das Essen sehr gut und man merkt den Speisen an, dass man bei den verarbeiteten Produkten Wert auf Qualität legt. Die Desserts sind üppig und spanisch süß. Weine werden sowohl von der Insel als auch vom Festland angeboten. 

Wer keine Halbpension gebucht hat, kann à la carte essen. Auch für Gäste von außerhalb öffnet das Restaurant seine Pforten.  

Luz de Mar ist jeden einzelnen seiner 4 Sterne wert und perfekt für aktive Individual-Urlauber. Ich kann das Hotel mit ruhigem Gewissen absolut empfehlen. Wer dagegen viel Sonne, Strand, Unterhaltung und all-inclusive-Feeling sucht, für den sind die Urlaubsburgen im Süden der Insel besser geeignet.