Dort liegt sie am Pier, im Hafen von Venedig – die Norwegian Jade, unser Kreuzfahrtschiff, mächtig, riesig, strahlend weiß mit frischgrüner Bemalung. Unser schwimmendes Hotel für die nächsten zwei Wochen. Wir checken ein, bekommen eine Chipkarte. Sie ist Zimmerschlüssel, dient als Ausweis bei Landgängen und mit ihr kann man an Bord alles kaufen, was die Kreditkarte oder das hinterlegte Bargeld hergibt. Die gesamte Crew, über 1000 Männer und Frauen aus aller Welt, ist bemüht, dass der Gast reichlich Gebrauch davon macht.
Der Artikel ist keine Werbung, sondern nur mein Erlebnis! Ich bekomme dafür keinerlei Geld, auch keine Reise – leider!!!
Die Kabine
Wir suchen unsere Kabine im Bugbereich des Schiffes. Der Kabinensteward begrüßt uns, stellt sich vor, Francesco. Er spricht ein paar Brocken Deutsch, informiert mich in den folgenden Tagen stolz, über die Ergebnisse der Bundesliga. Die Kabine ist herrlich, auf kleinstem Platz genügend Stauraum für Garderobe und andere Sachen, das Bad mit Schiebetüren dreigeteilt, in begehbare Dusche, Waschbecken und Toilette. Das breite Bett steht vor dem Panoramafenster. Beim Aufwachen müssen wir nur den Kopf leicht anheben und schon können wir nach draußen schauen.
Das Schiff
Nun wird es Zeit, das Schiff zu erkunden. Wir laufen treppauf, treppab und viele Meter vom Bug zum Heck und umgekehrt: 19 Restaurants und Bars, Fitnessbereich, Pool-Landschaft, Läden, Kasino, Theater, Lounges, Spa.
Wie findet man sich zurecht?
Elvira ist überwältigt, stellt sich die Frage: »Wie soll ich mich hier jemals zurechtfinden und zur rechten Zeit am rechten Ort sein?«
Aber so schwierig ist das gar nicht. Jede Etagennummer ist mehrfach angeschrieben, auf jeder Kabinentür steht sie an erster Stelle. Zusätzlich sind die langen Gänge der Korridore in verschiedenen Farben gestaltet, wer noch Farben unterscheiden kann, merkt also schnell, wenn er falsch ist. Die Kabinennummern der Jade sind sortiert nach Außenkabinen – gerade Nummern und innen – ungerade. Bei anderen Schiffen sortiert man die geraden und ungeraden Nummern nach Steuerbord und Backbord.
Die Bereiche für das leibliche Wohl liegen in den oberen Decks, Kultur und Shopping in den Mitteldecks. Nach unten kommt man nicht, die Bereiche sind nur für die Crew. Vorteilhaft ist es allerdings, wenn man weiß, in welcher Richtung sich Bug und Heck befinden. Aber nach spätestens dreihundert Metern, merkt man auch hier, wenn man falsch ist und bei dem vielen, guten Essen, schadet die zusätzliche Bewegung auf keinen Fall. Im vorderen Schiffsteil befinden sich die Spaßbereiche, im hinteren Teil wird für das leibliche Wohl gesorgt
Die Bordsprache ist Englisch. Um 17 Uhr gibt es im Theater eine deutsche Einführung in die Reise. 17:30 findet die obligatorische Seenotrettungsübung statt. Alle Hinweise dazu laufen auf sämtlichen Monitoren des Schiffes zuvor in Dauerschleifen. Dazu gibt es Ansagen in allen gängigen Sprachen. Nein, arabisch nicht. Noch nicht!
18:00 Leinen los zur großen Fahrt.
Die Hafenausfahrt
Venedig – La Serenissima, die Großartige, gleitet im Abendglanz an uns vorbei. Die Häuser sind in warme Pastelltöne getaucht von Gelb über Ocker, Rosa bis Ziegelrot.
Eingerahmt werden sie vom türkisblauen Wasser der Lagune. Unwirklich, zauberhaft liegt uns die Stadt zu Füßen. Über die Lautsprecher hört man Musik von Enya, dass verstärkt die phantastische Stimmung. Die Ausfahrt dauert 1 ½ Stunden. Dann hat das Schiff die Adria erreicht.
In der Zwischenzeit ist auch unser Gepäck in der Kabine. Man gibt es beim Einchecken ab und braucht sich dann nicht mehr darum zu kümmern. Wir packen aus, duschen, wollen essen. Die langen Warteschlangen vor den Inklusiv-Restaurants verleiten uns, erstmal einen Drink in der Bar zu nehmen. Später speisen wir genüsslich im „Alizar“, bedient von einem wahnsinnig freundlichen indonesischen Kellner.
Nach dem Absacker in der Whiskeybar fallen wir in unsere Betten und schlafen wie die Murmeltiere. Mit sanftem Wanken nimmt das Schiff Kurs auf Dubrovnik.
Tag 2: Dubrovnik
Wir haben wunderbar geschlafen. Mit Blick auf das schillernde Meer genießen wir im Sonnenschein unser Frühstück im „Open Garden“, beobachten dabei das Anlegen. Danach ist Landgang angesagt. Ein Shuttlebus bringt uns in die überfüllte Altstadt von Dubrovnik. Hier wechseln wir einige € in Kunos (Kurs: 7 Kunos = 1 €), kaufen damit Eintrittskarten für die Festungsmauer.
Hier oben ist wenig los, vielleicht weil einem die Sonne gnadenlos auf den Kopf scheint. Die Mauer ist beeindruckend.
Mächtig umschließt sie die weißgrauen Häuser mit ihren roten Ziegeldächern, bietet immer neue Blickwinkel auf die schmalen verschachtelten Gässchen, in denen es von Menschen wimmelt.
Später flanieren wir auf blankpoliertem Pflaster durch die Altstadt. Sie ist leerer geworden, doch noch immer herrscht ein babylonisches Sprachgewirr. Besonders gefällt uns der kleine Hafen.
Ich möchte am liebsten eine Zeitreise machen, wissen, wie das Leben früher hier war. Der Wunsch erfüllt sich wenig später, als ich mich mitten unter zahlreichen Komparsen in historischen Kostümen wiederfinde. Hier wird ein Film gedreht.
Die letzten Kunos geben wir für ein Eis aus, fahren danach mit dem Shuttle zurück zum Schiff.
Das Abendprogramm
Das nächste Ereignis steht bevor: Schaukochen im Teppanyaki. Zwei Köche, ausgerüstet mit scharfen Messer und einem Spachtel bereiten vor den Augen der Gäste das Essen auf einem heißen Stein zu. Es sind die reinsten Messerkünstler, gepaart mit Jonglage und Entertainment wird Kochen zur Show. Alles, selbst Eier werden erst viermal durch die Luft gewirbelt, bevor sie exakt auf dem Messerrücken landend, in der Mitte aufgeschlagen werden.
Von dem Spaß wollen wir uns mehr gönnen, buchen begeistert ein Abendessen in Teppanyakistübchen. Das Extra kostet 20 $/Person. Gut, dass wir diese Chipkarte haben, die Summe wird uns sofort auf die Rechnung gebucht. Enjoy wünscht man uns.
Apropos Enjoy! Es ist das meistgebrauchte Wort hier an Bord. Ständig wird man aufgefordert. Enjoy! – the Show, the Meal, your Drink. Fragt man den Koch beim Frühstücksbüffet nach seiner Arbeit, so gibt er zu Antwort: »i enjoy my work, I enjoy cooking, it`s wondeful.«
Man glaubt es ihm. Auch wir geben uns Mühe, mit allen Sinnen zu genießen. Nur Elvira hat etwas Angst, bei der überwältigenden Fülle der Angebote irgendwas zu verpassen. Sie will am liebsten Alles, muss auswählen, sich bemühen, Genuss, Aktivität und Ruhe zu verbinden. Enjoy
Nach dem Abendessen nehmen wir mit einem Cocktail in der Hand im Stardust Theater platz. Auf der Bühne präsentieren Robert und Dorata eine mitreißende Show. Die tausend Zuschauer sparen nicht mit Beifall. Als wir danach noch immer nicht genug haben, begeben wir uns in die Atriumbar. Dort herrscht Stimmung pur. Sechs Dixielandmusiker heizen den Gästen tüchtig ein. Zugaben ohne Ende werden gefordert, das Volk tobt. Enjoy!
Auf der Kabine erwartet uns ein besonderes Tierchen, gefertigt aus Handtüchern. Es wird jeden Tag ein anderes sein, mal ein Schwan, eine Maus oder ein Affe.
Morgen ist volle Entspannung angesagt, wir haben einen ganzen Seetag. Ob uns dabei langweilig wird, erfahrt Ihr im nächsten Artikel.
Warst Du schon mal auf einem Kreuzfahrtschiff? Was hat Dir gefallen, was nicht? Oder sind Kreuzfahrten gar nichts für Dich?
Ich lese es mit Interesse. Selbst bin ich nicht für so ein großes Schiff zu haben. Kleine Boote – so bis 200 Personen – haben das persönliche Flair und den persönlichen Kontakt zu den Menschen.
dennoch: ich lese euren Reisebericht gern
Lieber Christian,
Mit 200 Leuten ist das natürlich ein anderes Kaliber, noch besser wären 20. Aber dann geht es auch in andere Preisklassen, oder wir landen wieder im Hausboot. Aber ein tolles Erlebnis ist es allemal.