Der Sonntag ist unser Nichts-Tun-Tag. Wir verbringen ihn in Los Silos, bummeln durch den hübschen Ort, entdecken immer wieder Interessantes und genießen das bunte Treiben beim Markt auf der Plaza. Später wandern wir am Meer entlang, betrachten das Farbspiel der Wellen und sind beeindruckt mit welcher Kraft sie gegen die Felsen schlagen. Wenn am frühen Nachmittag die Bürgersteige hochgeklappt werden, ruhen wir im Hotel auf einer Liege am Pool, lesen, spielen Boule oder wandeln durch den Garten.

Gleich den 1. Urlaubssonntag erklärt Thomas zum Bummeltag: lange schlafen, danach ausruhen, das Leben genießen, einfach Nichtstun. Wie bitte? Ich verreise doch, um was zu erleben und nicht, um mich in die Ecke zu legen. Das kann ich auch zuhause. Wir einigen uns auf ein Miniprogramm. 

Schlemmen auf dem Wochenmarkt

Auf der Plaza de la Luz ist Markttag. Begeistert schaue ich mir das Angebot an. Bauern bieten frisches Obst und Gemüse an, daneben die Bäckerin Brot und Kuchen. Meine Augen signalisieren meinem Gehirn: „Mmh, sieht das gut aus.“ Der Magen sagt: „Lecker. Will was haben.“ Thomas funkt dazwischen: „Wir kommen gerade vom Frühstück.“ „Ja, aber wir sind schon sehr weit gelaufen,“ wende ich ein, „lass uns ein paar winzige Häppchen kaufen.“ Thomas weiß, in diesem Zustand bin ich für vernünftige Argumente nicht zugänglich, zieht sich diskret zurück und trinkt einen starken Espresso am Kiosk. 

Mein Geschmackssinn und das Ich-will-unbedingt-was-von-allem-probieren-Gen verbünden sich, die Augen werden groß und größer, zücken das Portemonnaie und beginnen die Genusstour. Ein paar besondere kunsthandwerkliche Dinge kommen auch noch in den Rucksack und schwer bepackt geselle ich mich nach einer Stunde zu Thomas. Jetzt brauche ich ein Glas Wein. Puh, war das anstrengend. 

Pavillon Plaza in Los Silos

Der Pavillon auf der Plaza de La Luz – Sehen und Gesehen werden

Das Herzstück von Los Silos

Die Plaza mitten im Ort ist ein beliebter Treffpunkt Einheimischer und Touristen. Hier sitzt man im Schatten der Bäume, trifft sich am Pavillon zum essen und trinken, hier wird das Weltgeschehen diskutiert, gespielt, getanzt und gelacht. Eingerahmt wird der Platz von weißen Häusern mit kunstvoll verzierten Holzbalkons, dem Rathaus, der schneeweißen Kirche „Nuestra Señora de la Luz“ sowie dem ehemaligen Kloster. Dort gibt es oft Ausstellungen. Dieses Mal präsentieren Barbie und Ken kanarische Trachten. Ergänzt wird diese Modeshow mit Plakaten, auf denen das Knüpfen der kunstvollen „Las Rosetas“, jener zarten Spitzengebilde, demonstriert werden. Insgesamt eine sehr gelungene, liebevoll arrangierte Ausstellung.

Ausstellung mit Trachtenpuppen in Los Silos

Barbie präsentiert Trachten von Teneriffa

Ausstellung im Kloster von Los Silos

Wo trägt man auf Teneriffa welche Tracht?

Eine Hymne auf Los Silos

Ja, die würde ich am liebsten singen, wenn ich es denn könnte. Jeden Sonntag gewinnt das kleine Städtchen, dessen Häuser verstreut von der Küste bis hoch zum Gebirge liegen ein weiteres Stück meines Herzens. Sein bemerkenswertes Erscheinungsbild verdankt der Ort dem Architekten Mariano Estanga Arias-Girón. Neben der Neugestaltung der Plaza ist sein wichtigstes Werk die Renovierung der Pfarrkirche. Das Rathaus und sein Wohnhaus in der Calle La Estrella, der Sternenstraße spiegeln ebenfalls seinen charakteristischen Stil wieder. Gebäude für Gebäude verwandelte er das Gesicht von Los Silos.

Pfarrkirche in Los Silos

Die schneeweiße Pfarrkirche in Los Silos

In der Sternenstraße von Los Silos

Das Wohnhaus des Stararchitekten von Los Silos

Es war einmal in Los Silos – wo alles begann

Wir schlendern durch die Gassen. Wundersame Gestalten aus Pappmache und Holz fesseln unsere Aufmerksamkeit. Sie sind Überbleibsel des Internationalen Märchen- und Erzählfestivals. Seit mehr als 25 Jahren findet es von November bis Dezember statt. Dann verwandelt sich Los Silos in eine Stadt der Geschichten und man kann den Erzählern aus der ganzen Welt lauschen. Kultur soll Wege öffnen, Grenzen sprengen und Menschen verbinden unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Weltanschauung. Jedes Jahr gibt es ein anderes Thema: 2021 war es das „Lachen“, 2022 die „Migranten“ und 2023 lag der Schwerpunkt auf den „Fabelwesen“. 

Wir erfreuen uns an der kunstvoll aus Hölzern gebauten Bank mit Dario, dem Angler, ein Stück schlängelt sich Pulpo Hilario über die Mauer und Señor Carlos streckt seine langen Beine in die Höhe. Ein paar Tage später sind alle märchenhaften Wesen verschwunden. Alles ist wieder grau und leer. Ach, ist das schade.

Thomas Pedro und Señor Carlos
Erzählfestival Los Silos
Señor Carlos Los Silos
Die Fabelwesen sind weg
Leere statt Krake
Leere Stufen an der Bibliothek

Der Waldgeist  

Ein bisschen unheimlich sieht er aus mit seinen weit aufgerissenen Augen und Mund. Es ist der Waldgeist, ein Werk von Luigi Stinga. „Der Schamane“ soll uns daran erinnern, dass Bäume seit uralten Zeiten Geschichten und magische Wesen beherbergen, und dass Los Silos offen für Worte ist. Bleibt die Hoffnung, dass es wie die Pflanzen, die darin wachsen, immer Erzähler geben wird, die die Zuhörer mit ihrer Stimme verwickeln und Magie, Vorstellungskraft und Fantasie zu ihnen bringen.

Erzählfestival Los Silos

Es waren einmal . . . die Fabelwesen vom Erzählfestival in Los Silos

Kanarische Glockenblume (Canarina Canariensis)

Gestaltet wurde die Skulptur 2016 vom Künstler Moisés Afonso. Bicacarera, Hahnenkopf oder Glocke, sind die gebräuchlichsten Namen für die Kanarische Glockenblume. Endemisch und nur auf den Kanaren anzutreffen, ist sie das Wahrzeichen der Gemeinde Los Silos. Sie gilt als eine der schönsten Blumen der Welt, versteckt sich in den Lorbeerwäldern und fällt trotzdem auf wegen ihrer Glöckchen mit der intensiv orangen, fast rötlichen Farbe. 

Ein Walskelett und ein komischer Vogel

Unser Rundgang führt weiter ans Meer. Ein riesiges Walskelett steht am Charco de la Araña, der Spinnenpfütze. Wie kommt man denn auf diesen ulkigen Namen? Es handelt sich um das Exponat eines 2005 gestrandeten weiblichen Seiwals. Sehr beeindruckend.

Ein Stück weiter steht ein komischer Vogel. Lustig sieht er aus mit seinem bunten Gefieder. Erst beim Näherkommen und genauerem Hinsehen erkennen wir, dass der Künstler Müll aus dem Meer für den Bau verwandt hat. Nachdenklich schlendern wir weiter. Gestern waren uns bereits die großen Holzkisten am Strand aufgefallen, welche die Gemeinde aufstellen ließ, damit jede:r gestrandete Abfälle dort hinein werfen kann. 

Wir betrachten noch den restaurierten Kalkofen von 1931 bevor wir zurück ins Hotel gehen, um wie schon gesagt, den Nachmittag im Hotelgarten ausklingen zu lassen.

Das Skelett des Seiswals in Los Silos

Riesig ist das Skelett des Seiswals

Ein Vogel aus Müll in Los Silos

Die bunte Pracht täuscht. Es ist alles Müll.

Müll aus dem Meer sammeln

Projekt „Orillas“, alle sammeln Plastik am Strand

Kalkindustrie in Los Silos

Der restaurierte Kalkofen aus dem Jahr 1931

Orange Strelitzie

Allgegenwärtig im schönen Garten: Strelitzien

weiße Strelitzie

Strelizien blühen auch in weiß

Mangoblüten

Der Obstgarten im „Luz de Mar“, Mangoblüten

Früchte der Mistel

Die Mispeln haben schon Früchte angesetzt

Hotel Luz del Mar, Teneriffa

Den Rest des Tages verbringen wir am Pool und genießen den Sonnenschein