Warum Mallorca im Februar?
Februar, ein paar Tage haben wir frei, wollen uns ein Wellnesshotel in Deutschland suchen und die Seele baumeln lassen. Aber bei der Suche an bestimmten Orten und entsprechender Qualität stellen wir fest, dass die Preise recht weit oben angesiedelt sind. So schaue ich mir spaßeshalber mal Mallorca an und stelle fest, trotz Flug wird das nicht teurer. Elvira ist erst mit der Aussicht auf die schöne Mandelbaumblüte von dieser Idee überzeugt. Da unser Zeitraum eng begrenzt ist, finden wir leider nur ungünstige Flugzeiten, kommen abends an und müssen morgens wieder los. Wir verlieren so einen Tag, aber das lässt sich nicht ändern. Bei einem Vergleich der Abflughäfen stelle ich erhebliche Preisunterschiede fest. Flug + Transfer + Hotel ab Frankfurt für rund 500 € und ab Paderborn für 4000 €. Es ist nun mal keine Saison dort, aber gerade dies reizt uns: Mallorca mit wenig Touristen.
Am Flughafen mieten wir uns einen kleinen Fiat 500 und erreichen in 30 Minuten unser Hotel Bonsol in Illetes, westlich von Palma. Zu unserer Freude werden wir auf eine Suite upgegradet. Dazu bieten sie uns zu unserem Frühstück noch Halbpension an. Für nur 13€ pro Person können wir uns abends ein Vier-Gänge Menü zusammenstellen.
Tag 1, Der Nordwesten
Am folgenden Morgen begeistert uns als erstes die wundervolle Aussicht vom Balkon auf die Bucht von Palma. Majestätisch fährt ein Kreuzfahrtschiff in Richtung Hafen, während sich die Sonne müht, den Wolkenschleier zu durchdringen.
Nach einem guten Frühstück steigen wir in unseren kleinen Flitzer und fahren nordwestlich in Richtung Valdemossa. Unterwegs weckt ein Wegweiser mit der Aufschrift LA GRANJA unsere Aufmerksamkeit. Wir biegen also von der Straße ab und besuchen »Das Landgut«.
Der Eintritt von 15 € pro Person schreckt uns erst einmal ab, auch weil eine Verkostung dabei ist, die wir eigentlich nicht wollen. Aber ohne futtern geht es nicht.
Am Anfang des ausgewiesenen Rundweges stehen einige Nutztiere. Besonders Kinder können sich hier auf Ponys, Esel, Schafe, Ziegen, Hühner, Pfauen und Enten freuen. Dazwischen laufen Kaninchen frei umher. Dann folgen sehr schöne Gartenanlagen in Terrassenform mit zahlreichen Bäumen, Sträuchern, Farnen und sonstigen Gewächsen. Hier merkt man bereits, dass dem Wasser als Quell des Lebens eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Als Nahrung, unersetzliche Produktionshilfe und vor allem auch zu Antriebszwecken durchzieht es die Lebensadern des gesamten Landguts.
Im großen Gutshaus vermitteln zahlreiche Ausstellungsabschnitte die wechselvolle Geschichte vom Leben auf dem Gutshof. Von der Färberei, der Olivenölproduktion, der Herstellung von Kräuteressenzen über Küchen, Badezimmer und Spielzimmer, bis hin zum Wein- und Folterkeller wird alles gezeigt. Kinder finden einen Spielplatz im unteren Gartenpark. Am Ende darf aus einigen Weinfässern ein Probeschluck genommen werden. Weiterhin kann man Käse, Wurst und Konfitüren probieren und bei Gefallen als essbares Souvenir erstehen.
Insgesamt hat sich der Eintritt gelohnt und ich kann diese Anlage gerne weiterempfehlen, wobei in der Hochsaison hier sicherlich viele Busse das Gelände ansteuern.
Wir fahren weiter nach Valdemossa und schon bei der Einfahrt in einen der schönsten Orte Mallorcas sind wir begeistert. Die kleinen Gassen im Zentrum mit ihren alten Häusern, kleinen Cafés und Tapasbars sowie den schönen Geschäften laden zum Verweilen ein. Bei 14°C sitzen die Menschen in der Sonne und genießen bei einem Kaffee die wärmende Vorfrühlingssonne.
Wir besichtigen das alte Karthäuserkloster (9,50 €), mit seiner Kirche, der alten Apotheke, der ehemaligen Druckerei, zwei Galerien zum Tramuntanagebirge und zu zeitgenössischer Kunst und einigen weiteren Abteilungen. Besonders stolz ist man dort auf die damalige Anwesenheit von Frédéric Chopin und George Sand. Um 14:00 Uhr gibt es ein kleines Konzert. Heute im Februar nur vor acht Zuschauern, im Sommer wird der Saal sicherlich voll besetzt sein.
Eine weitere Abteilung wurde dem Gelehrten und Kunstliebhaber Erzherzog Ludwig Salvator gewidmet. Er lebte und wirkte lange Zeit auf dieser Insel. Seinen ehemaligen Landsitz mit dem magischen Meerblick kann man besuchen. Er befindet sich an der MA-10, ist ausgeschildert und hat ausreichen Parkplätze. Für 4 € kann man Herrenhaus und Garten besichtigen sowie den privaten Wanderweg zur Felsnase von »SA Foradada« benutzen.
Auf unserem weiteren Weg in Richtung Sóller machen wir Rast in Deià, einem kleinen aber feinen Bergdorf. Wir steigen hinauf zur Kirche und haben vom Friedhof nebenan einen wunderschönen Blick auf das Tal. Anschließend fahren wir weiter zum Hafen von Sóller. Im dortigen Parkhaus verzichtet man im Winter auf die Parkgebühren. Die Abendsonne setzt die Bucht ins richtige Licht. Langsam zuckelt die kleinen Straßenbahn am Promenadenbereich entlang zu ihrem Endpunkt, bevor sie mit neuen Gästen wieder Richtung Stadt fährt. Vier unerschrockene Männer baden lautstark im Meer, damit jeder sie bemerkt und posieren, um die Damen ihres Herzens zu beeindrucken. Denen scheint dies jedoch eher peinlich zu sein.
Für einen Spaziergang rund um die gesamte Bucht benötigt man etwa eine Stunde. Tagsüber kann man Schiffsausflüge buchen. In Sóller empfiehlt sich ein Besuch des botanischen Gartens.
Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, treten wir den Rückweg an. Wir nehmen die Straße durch den Tunnel, der in der Saison mautpflichtig ist, jetzt umsonst. Noch einmal biegen wir ab und besehen uns die Parkmöglichkeiten in Bunyola, da wir von dort aus noch einmal mit der Eisenbahn nach Sóller fahren wollen. Aber wir finden nichts in Bahnhofsnähe und beschließen, aus Zeitgründen diesen Ausflug aus unserem geplanten Programm zu streichen.
Tag 2: Wir erkunden den Norden von Mallorca
Der nächste Tag führt uns in den Norden der Insel. Erstes Ziel ist das Kloster Lluc. Wiederum verzichten wir zeitlich bedingt auf die sehr schöne Bergstraße von Sóller aus und reisen stattdessen über Inka an. Aber auch diese Straße entpuppt sich als landschaftlich sehr schönes Erlebnis, zwingt allerdings auf Grund starken Radfahrerverkehrs zu erhöhter Aufmerksamkeit. Die Radsportler stehen auch schon mal direkt hinter einer Kurve auf der Straße und reparieren die abgesprungene Kette.
Das Kloster Lluc stammt aus dem Mittelalter und ist heute Wallfahrtsstätte. Der Legende nach entdeckte der Hirte Lluc die Steinfigur einer schwarzen Madonna im Wald und brachte sie dem Pfarrer in die Kirche, wo sie dreimal verschwand und wieder im Wald auftauchte. Daraufhin ließ der Priester dort eine Kapelle errichten.
Die Klosteranlage nutzen die Mallorquiner am Sonntag auch gerne, um dort Wild in einem der Restaurants zu essen. Eine weitere Einnahmequelle wurde durch Übernachtungen erschlossen. So geht vieles vom Charme des Klosters verloren. Am ehesten beeindruckt mich der verwunschene Klostergarten mit seinem verschlungenen Bergpfad.
Linkerhand des Hauptgebäudes führt ein Weg hinauf zu einem großen Kreuz, welches Pilger 1919 aus Jerusalem mitbrachten.
Fazit: Kloster Luca hat mich nicht berührt, muss nicht unbedingt sein.
Der weitere Weg zur Nordspitze der Insel führt über Polenca nach Formentor. An einem gut ausgebauten Aussichtspunkt machen wir Halt und ein paar Fotos. Im Sommer dürfte es hier reichlich Gedränge geben. Die weitere Straße bis zum Leuchtturm teilt man sich mit vielen Radfahrern.
Den Rückweg nehmen wir über Alcúdia, besichtigen den Stadtkern mit seinen Gassen innerhalb der Stadtmauer. Diese ist teilweise begehbar und bietet Ausblick auf die facettenreichen Dächer der Gebäude und einen weiten Ausblick auf das Land. Besonders schön finde ich die Topfgärten vor den Häusern, welche die schmalen Gassen begrünen.
Als sich am späten Nachmittag die Sonne noch einmal von ihrer schönsten Seite zeigt, sitzen wir am Hafen von Alcúdia bei einer Tasse Kaffee, einigen Tapas und einer Schale köstlicher Oliven.
Tag 3, Der Osten
Es regnet, als wir am folgenden Tag nach Sineu fahren, aber dort angekommen schließen sich die Himmelsschleusen rechtzeitig.
Dort ist Markttag und auch die Touristen suchen hier ihre Schnäppchen. Dominiert wird der Markt von Afrikanern, die allerhand Billigartikel anbieten. Dazwischen gibt es viele interessante Stände der Einheimischen, welche Käse, Wurst, Gemüse, Honig, Oliven und Obst anbieten. Neben Pflanzen gibt es dort auch eine Halle, in welche lebende Tiere gehandelt werden. Geflügel, Kaninchen, Ferkel und selbst ein Esel wechseln ihre Besitzer. Jeden Mittwoch ist hier Markttag.
In Manacor fällt uns eine Perlenmanufaktur „Majorica“ ins Auge, in welcher künstliche Perlen aus Fischschuppen und Schalentieren hergestellt werden, die echten zum Verwechseln ähnlich sind. Natürlich wird dieser Schmuck auch zum Verkauf angeboten. Wer ein besonderes Geschenk sucht, wird hier mit Sicherheit fündig.
Weiter bringt uns der kleine Fiat nach Arta. Im strömenden Regen steigen wir die Treppen hinauf zum Festungsberg mit seinen zwei Kirchen und werden mit einem weiten Ausblick ins Land belohnt.
Blick auf Arta
Alternativ wäre noch ein Abstecher zu den Drachenhöhlen möglich. Ich war bereits einmal dort und sehr begeistert. In ihnen befinden sich mehrere unterirdische Seen. Ein besonderes Schauspiel wird den Besuchern mit tollen Beleuchtungseffekten und stimmungsvoller Musik geboten. Dazu gleiten Boote majestätisch über den See. Da diese jedoch im Winter nur bis 17:00 Uhr geöffnet sind, schaffen wir es leider nicht mehr und fahren zurück zu unserem Hotel.
Tag 4: Salzgewinnung auf Mallorca
Auch der letzte Tag begrüßt uns mit schlechtem Wetter. Wir kontern mit entsprechender Regenschutzkleidung und sehen uns in der Stadt Llucmajor um. Anschließend fahren wir weiter über die Ma-19 bis Campos und biegen dann zu den Salinenfeldern nahe Ses Salinas ab. Als wir ankommen, haben wir Glück, denn es gibt gerade eine deutsche Führung. Auf 160 ha Fläche werden dort jedes Jahr von Juni bis September etwa 10.000 Tonnen Salz geerntet. Im hinteren Teil sehen wir einige Flamingos, die gierig die kleinen Salzkrebse aus dem Wasser filtern.
In einigen kleineren Becken wird im Sommer mit wesentlich höherem Arbeitsaufwand das wertvolle Flor de Sal gewonnen, welches im kleinen hübschen Geschäft als Mitbringsel angeboten wird. Dafür werden die Salzblumen mehrmals am Tag in hauchdünnen Schichten von der Wasseroberfläche geschöpft und getrocknet.
Die Führung dauert eine Stunde und kostet 8 € je Person. Im Sommer bei laufender Produktion ist sie sicher noch viel interessanter, doch auch zu dieser Zeit durchaus sehenswert.
Weiter geht die Fahrt zum Cap de ses Salinas, der Südspitze der Insel. Über Santanyi und Felanitx fahren wir an unserem letzten Tag etwas zeitiger in unser wunderschönes gemütliches Hotel zurück, setzen uns dort mit einem » guten Tropfen« an den wärmenden Kamin und lassen die Tage noch einmal Revue passieren.
Ja, die Reise hat sich durchaus gelohnt. Es war eine kurze, aber intensive Auszeit, ein gelungenes Abschalten vom Alltag. Das Hotel war sehr schön, das Personal immer freundlich und hilfsbereit, Essen prima und wahlweise landestypisch.
Die Insel selbst ist einfach wunderschön und der Ballermann ist nur ein sehr kleiner Teil davon, den man in unserem Alter gerne auslässt. Interessant war der Besuch auch dadurch, dass zu dieser Zeit wenige Touristen hier waren. Das hatte Vor- und Nachteile. Ein Mietwagen halte ich für notwendig, wenn man seine Ausflüge selbst gestalten und flexibel sein will. Das Wetter hätte besser sein können, aber wir wussten vorher, was uns dort erwartet. Das große Regengebiet war von der Wetterlage in den USA verschuldet, aber bei dem derzeitigen Präsidenten wundert mich das nicht.
Am meisten beeindruckt haben mich die uralten Olivenbäume mit ihren vielfältigen Wuchsformen, die irgendwie von einem unbändigen Überlebenswillen zeugen. Daher wählte ich für den üblichen Mitbringselmagnet auch einen mit Olivenbaum als Motiv.
Die Mandelblüte lag bereits in den letzten Zügen und war nicht mehr erwähnenswert.
Ein Tag mehr wäre noch besser gewesen, dann hätten wir Palma selbst auch einen Besuch abstatten können. Der Flug ist mit gut zwei Stunden zwar angenehm kurz, aber mit allen Warte- und Fahrzeiten dauert die Reise vom Hotel bis zur eigenen Haustür noch immer 9,5 Stunden.
Aber ja, wir würden es wieder tun…
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