Natur im Hotel!
Südtirol ist ein beliebtes Urlaubsgebiet, gut mit dem Auto zu erreichen, bietet es jede Menge Aktivitäten und Wellness an und man spricht Deutsch. Dazu Berge, Natur, Sonne, die auch im Herbst noch kräftig wärmt. An Unterkünften gibt es nahezu alles, was das Herz begehrt. Der Konkurrenzdruck ist groß und wer Besonderes bieten will, muss Einfallsreichtum beweisen.
Einer von diesen kreativen Menschen führt im Lüsnertal, in der Nähe von Brixen, das Wellness- und Erlebnishotel Lüsnerhof. Wer hier eine Auszeit verbringen möchte, sollte nicht zu wenig Zeit einplanen, denn zu den Erlebniswünschen, die man bei der Anreise hegt, werden sich weitere hinzugesellen. Der absolut professionell geführte Familienbetrieb garantiert für ein abwechslungsreiches Programm, mit prima Preis-Leistungs-Verhältnis für alle Altersklassen.
Buchbar sind Zimmer, Appartments und Suiten. Jede Unterkunft besitzt Ihren eigenen Charme.
Für die Bewegungshungrigen bieten sich tägliche Wanderungen, mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad an, die oft vom Chef persönlich geführt werden. Nordic Walking und Mountainbiking auf der Alm, Kräuterwanderungen mit ausführlichen Erklärungen stehen im Sommer auf dem Programm. Im Winter hat man die Möglichkeiten zu Skifahren und Rodeln.
Besonders spezialisiert hat man sich im Lüsnerhof auf Schneeschuhwandern.
Zurück vom Ausflug, wartet der umfangreiche Wellnessbereich auf Besucher. Mehrere Saunen, Poolbecken und eine Salzwassergrotte bieten Entspannung pur, für Geist und Seele. Bäder und Massagen sollten rechtzeitig angemeldet werden, da die Nachfrage groß ist. Relaxen können die Gäste anschließend im weitläufigen Außenbereich oder auch auf der romantischen Kuschelalm im Dachraum.
Schlemmerfreuden
Besondere Gaumenfreuden bietet die Küche des Hauses. Bereits beim Frühstück gibt es dort eine derart reichhaltige Brotauswahl, wie ich sie bisher nirgends erlabt habe. Besonders gut angenommen wird am Nachmittag nebst dem gängigen Kaffee und Kuchen, ein buntes Rohkostsalatbüffet. Den Höhepunkt bietet jeden Abend das 5-Gang-Menü.
Die Devise lautet: »Regional ist Trumpf«, man strebt nach dem null Kilometerprinzip für Lebensmittel, soweit dies möglich ist. Dabei ist die Qualität absolut überzeugend. Heimisches Wild mit frischen Bergkräutern, dazu ein Glas Wein aus dem erlesenen Angebot des Hauses. Wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen. Genuss ohne Reue, Wellness auch für den Verdauungstrakt.
Ein kleines kulturelles Abendprogramm rundet den Tag ab. Beim Einschlafen freut sich der Gast auf den nächsten Tag, sofern er nicht zur Abreise dient.
Das Personal ist sehr freundlich und immer hilfsbereit. Verpassen solltest Du auf keinen Fall eine Wanderung mit Franz, dem Chef des Hauses. Du wirst dabei eine Menge über Land und Leute erfahren und da die Gäste auch immer wieder neugierig nachfragen auch viel Interessantes von der Familie Hinteregger.
Von einer Wanderung will ich berichten. …
Pünktlich um 10.00 Uhr standen 16 Wandersleute in mehr oder weniger professionellem Outfit vorm Hoteleingang. Wer fehlte, war Franz, der Chef des Ganzen und heute unser Wanderführer, hinauf zum Gipfel des Mauerberges. Zehn Minuten später fuhr er mit einem Jeep vor und sofort stürzten vier Damen der Gruppe los, um die begehrten vorderen Plätze zu besetzen, die in Fahrtrichtung. Den Grund dafür erfuhren wir während der Fahrt. Elvira und ich nahmen auf den hinteren Querbänken des Fahrzeugs Platz, zusammen mit einem italienischen Paar und deren beiden Teenietöchtern. Zwischen unseren Füßen wurde das Gepäck abgeladen. Es ist schon erstaunlich, wie viel manche Leute für 6 Stunden Wanderung so mitschleppen. Ich jedenfalls hatte nur einen kleinen Rucksack und darin befand sich für uns beide alles.
Mani war inzwischen mit dem 2. Jeep vorgefahren und der Rest der Truppe zwängte sich hinein. Die Fahrt zum Startparkplatz konnte beginnen. Franz klemmte sich hinter das Steuer, startete den Motor und die ließ die Räder beim Anfahren erst einmal etwas durchdrehen. Nun war mir auch klar, woher die schwarzen Gummiabriebe vom Parkplatz stammten. Es ging bergauf. Franz trieb die Drehzahl in dröhnende Höhe, schaltete dann mit viel Getöse in den nächsten Gang, ließ die Kupplung springen und gab erneut Gas. Ein kräftiges Rucken zeugte vom Ineinandergreifen der Zahnräder im Getriebe.
Franz jagte den Jeep die Kehren der Straße hinauf und ließ Mani bei der Verfolgungsjagd keine Chance. Der Fahrweise nach zu urteilen war nicht mit Gegenverkehr zu rechnen. Die Gewaltigen Fliehkräfte in den Kurven drückten das halbverdaute Frühstück mal gegen die vordere, mal gegen die hintere Magenwand und ließ ein wenig erfreuliches Gefühl aufkommen. Hinzu kam das ständige Rucken bei jedem Schaltvorgang. Es müssen Leute wie Franz gewesen sein, für die man das Automatikgetriebe erfunden hat. Der jedoch erfreute sich am Juchzen der vier Grazien, die sich auf den vorderen Sitzreihen um ihn gruppiert hatten. Es schien ihm Ansporn genug und mein ungutes Gefühl im Magen nahm zu. Die bleicher werdenden Gesichter der Mitfahrer zeugten von ähnlichen Empfindungen. Von Mani war schon lange nichts mehr zu sehen.
Endlich kam ein Parkplatz in Sicht und wir waren am Ende der Straße angelangt. Doch ein echter Franz braucht keine Straßen, im Gegenteil, auf Schotterpisten geht sein Herz erst richtig auf. Auf einem schmalen Waldweg setzten wir die Jagd fort. Franz kannte den Weg, wusste genau, wann er Gas geben musste, damit kleine Bodenwellen zur Sprungschanze wurden. So ging es im Magen auch mal rauf und runter, doch das Organ zeigte sich wenig erfreut von diesem Wechselspiel.
Die Kurven waren auf dem neuen Untergrund jetzt etwas rutschiger, besonders auf der Hinterachse. Die Frau des Italieners starrte mit weißem Gesicht teilnahmslos nach unten. Elviras Redefluss war auch verebbt, da sie bei jeder zweiten Kurve auf Grund eines steilen Hanges, nur in ein weites Tal blickte. Vorn fragte eine Frau, ob es hier auch Bären gäbe.
Franz verneinte. Wunderte mich auch nicht. Wenn ein Franz hier so durch die Gegend heizt, haben Bären keine Chance.
Dann brachte Franz den Jeep zum stehen. Glücklich es überstanden zu haben, drängten wir hinaus und schnappten nach Frischluft. Erleichtert und still, danke ich Gott.
»Na, habt`s eiern Spaß g`habt?« fragte er, zeigte dann zu Berggipfel nach oben und meinte: »Do droben geht`s glei nauf«. Es dauerte noch etwas, bis auch Mani`s Wagen das Ziel erreicht hatte. Im Gegensatz zu uns entstiegen seine Insassen recht locker und gelöst dem Fahrzeug.
Der Aufstieg konnte beginnen. »Anfang`s geht noch sachte rauf, bis der Motor warm gelaufen ist. Danach steigen wir über den Kamm zu Gipfel. Runter geht es dann recht sanft, bis zur hoteleigenen Ausflugshütte, wo es eine kleine Vesper gibt«, erklärt Franz in Hochdeutsch. Der Weg stieg langsam an, die gute Luft begann, den Magen wieder zu beruhigen. Franz hielt immer wieder an, um Erklärungen zu Natur und Geschichte der Gegend zu geben. Das konnte er wesentlich besser und angenehmer als Autofahren.
Am Ende der Baumgrenze wurde der Pfad deutlich steiler. Schell zog sich die Wandergruppe in die Länge. Alle Viertelstunde hielt Franz an und wartete, bis die Gruppe komplett war. Dabei unterhielt er die Teilnehmer mit Geschichten aus seiner Heimat. Über kargen Geröllboden setzte sich der Anstieg fort. Zwei Vorgipfel waren überwunden und der finale Schlussanstieg trieb den Schweiß auch aus der letzten Pore. Nach zweieinhalb Stunden hatten wir das Gipfelkreuz erreicht.
Das Wetter spielte nicht so ganz mit, und die Aussicht war zwar weit, aber leider etwas getrübt. Trotzdem zückten alle ihre Smartphones, machten jede Menge Bilder und posteten diese bei Facebook. Franz dagegen zeigte uns stolz seine Gipfel-App. Damit kann er eine Rundumaussicht aller hiesigen Berggipfel bei schönstem Wetter aufrufen und diese Fotos dann auch posten. Man braucht sich also deswegen heutzutage nicht mehr wirklich abmühen, um angeben zu können. Reinhold Messner dürfte dies entsetzen oder ob er die App gar selber nutzt? Gut daran ist auf jeden Fall, dass man auf den Bildern die Namen der Berggipfel erkennt, die zu sehen sind.
Nachdem jeder gefühlt einhundert Fotos mehr auf dem Handy hatte, konnten wir mit dem Abstieg die Tour fortsetzen. Leider nicht entlang eines von mir erhofften sehr schönen Weges, der wirklich sanft nach unten ging. Franz empfand ein »sanft« doch etwas anders, da wollte ich nicht wissen, was bei ihm steil ist. Grobe Gesteinsbrocken und rutschige Abschnitte forderten erhöhte Aufmerksamkeit und ein ständig wechselndes Schrittmaß. Den Kniegelenken wurde einiges abverlangt, was sie irgendwann auch mit Schmerzen quittierten.
Franz stiefelte abwärts wie ein Gamsbock, im Schlepptau einen jungen Österreicher und mit wenig Abstand folgend Elvira. Sie lebte jetzt auf mit Ihren Barfußschuhen, den Leguanos, mit denen sie sich sehr trittsicher und leicht fühlte. Anfangs wurde sie noch mitleidig betrachtet, da keiner dachte, dass diese Schuhe für eine Gipfelbesteigung geeignet waren. Nur Franz war begeistert, da auch er Besitzer solchen Schuhwerkes war und die Vorteile zu schätzen wusste. Die Truppe zog sich jetzt weit auseinander.
Franz war nicht mehr zu halten, gab das Kommando an den Österreicher und Elvira ab, meinte, wir sollten dem Pfad einfach nur folgen, dann kämen wir zur Hütte. Dann eilte er in ausholenden Schritten abwärts, um am geplanten Rastort zu kontrollieren, ob das Personal alles ordnungsgemäß vorbereitet hatte.
Das neuernannte Führungsduo wartete nur kurzzeitig verunsichert von der neuen Situation, gab die Informationen noch an die nächstfolgenden Leute weiter und stürmte dann weiter nach unten. Getreu dem Motto: »Was kümmert uns fremdes Elend«, entschwanden sie irgendwann auch meinen Blicken. Ich hatte eine gute Position im Mittelfeld, jedoch weder mit der Spitze, noch mit dem Ende der Gruppe Blickkontakt. Das rechte Knie schmerzte weiter, ich nahm mir fest vor, abzunehmen. Der Vorsatz hielt übrigens nur bis zum vorzüglichen Abendessen.
Nach fünfzig Minuten kam ich an der Hütte an, stellte die Wanderstöcke ab und freute mich auf eine deftige Suppe. Die rustikalen Holztische auf der Terrasse waren gedeckt, Getränke standen zur Selbstbedienung bereit. In der kleinen Hütte stand Franz am Herd und rührte eifrig in zwei riesigen Töpfen. Die Frauen suchten erstmal das kleine Toilettenhäuschen auf. Nach und nach kam auch der Rest der Truppe an.
Franz schleppte die Töpfe nach draußen und füllte die Teller. Mit einer Kelle, die man zweifellos zum Erschlagen eines Elches hätte nutzen können, klatschte er jedem Wanderer eine ordentliche Portion Buchweizenpamps auf sein Essgeschirr. Den zähen Haufen übergoss er anschließend mit einer Gemüsesuppe, die wirklich recht schmackhaft war. Beim Brei hingegen hatte ich das Gefühl, dass dieser immer mehr im Mund wurde. Ich spülte mit Bier nach. Es gab jedoch auch viele, die Nachschlag nahmen.
Als Nachtisch hatte Franz noch eine Überraschung in petto. Es gab den Rest vom Buchweizenbrei entweder mit brauner Butter oder mit Zucker und Zimt. Ich selber griff lieber zu einer Tasse Kaffee.
Dann kam Mani mit dem Jeep an, auf dem Dach eine riesige Haube mit Zweigen der Zirmkiefer geschnürt. »Die sind für die Saunaaufgüsse«, erklärte er. Das Geschirr wurde in den Wagen geladen. Wer wollte, konnte im Jeep mit zum Hotel fahren, mein Knie wollte. Die anderen hatten noch etwa 600 Meter Abstieg zu bewältigen und wurden dann ebenfalls abgeholt.
Trotz der Beschwerden war es eine sehr schöne und auch spaßige Wanderung. Ein Tag, wie ich ihn liebe, weil er Erinnerungen hinterlässt. Solche Tage schreibe ich gerne auf, lese sie irgendwann mal durch und bin wieder ganz dabei.
Im Hotel entspannten wir anschließend im wunderschönen Saunabereich, ehe wir am Abend die abgelaufenen Kalorien beim leckeren Fünf-Gang-Menü und einer Flasche Wein wieder auffüllten. Den Abschluss des Tages übernahm dann wieder Franz mit seiner Tochter, die uns Tiroler Hausmusik auf Posaune und Ziehharmonika darboten.
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